2. Episode "Ich habe getan, was ich konnte."

Show notes

Wäre am 9. August des vergangenen Jahres alles mit rechten Dingen zugegangen, dann hätte Aleksandr Lukaschenko den Präsidentenpalast in Minsk räumen müssen. Und die junge Foto-Journalistin Tatsiana Tkachova hätte nicht vor den Häschern des Diktators nach Hamburg fliehen müssen.

Stattdessen ist Lukaschenko seit bald 27 Jahren immer noch an der Macht – mit Hilfe des Inlandsgeheimdienstes, der – wie zu Zeiten der Sowjetunion – noch immer KGB heißt.

Andererseits sind Städte wie Minsk oder Lliev vibrierende Zentren des kulturellen Widerstands. Schriftsteller laden zu nächtlichen Lesungen und Debatten in Hinterhof-Kneipen. Junge Künstler stellen in gut besuchten Untergrund-Galerien aus.

In diesem Ambiente formierte sich die belarussische Zivilgesellschaft gegen eine sechste Amtsperiode Lukaschenkos. Stellvertretend für ihre inhaftierten Männer führten drei politisch unerfahrene Frauen die Opposition durch den Wahlkampf. Mit Zivilcourage, weiblicher Fantasie und Themen wie Demokratie und Freiheits- und Menschenrechten trieben sie den Präsidenten in die Ecke. Nur Kremlchef Wladimir Putin hat dem massiven Wahlbetrug applaudiert. Außer ihm glaubt bis heute niemand an die von Lukaschenko reklamierten über 80 Prozent der Stimmen.

Prügelorgien seiner Sondereinheiten, Jagd- und Verhaftungsszenen und Folter bestimmen seitdem den Alltag. Es hat Tote gegeben. Von Litauen aus versucht di Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja, den Kampf für die Demokratie am Leben zu halten.

So wie Tichanowskaja mussten viele Belarusen fliehen. Eine von ihnen ist Tatsiana Tkatchova. Als der politische Druck auf die preisgekrönte junge Photo-Journalistin zu groß wurde, nahm sie die Einladung der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte an.

Die Schere im Kopf, sagt Tatsiana Tkatchova, sei das grösste Problem der belarussischen Gesellschaft. „Aber ich, für mein Teil, habe getan, was ich konnte.“

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